Gesundheitsergebnisse
Durch die Fortschritte der Wissenschaft können wir unsere Hunde inzwischen auf vielfältige Erbkrankheiten testen und untersuchen lassen. Weil ich der Ansicht bin, dass man wichtige Entscheidungen nur treffen sollte, wenn man im Vorfeld so viele Informationen wie möglich hat, werden unsere (Zucht-) Hunde umfangreich untersucht. Die Gesundheitsergebnisse liefern erste Erkenntnisse, inwieweit ein Hund zur Zucht eingesetzt werden sollte.
Bei den genetischen Untersuchungen über mydogdna hat sich bestätigt, dass sowohl Cuba als auch Karma frei von allen getesteten Krankheiten sind. Im Gegensatz dazu haben die Gentests gezeigt, dass Vio für zwei Krankheiten Träger ist. Als Träger, auch Carrier genannt, kann sie selber nicht erkranken und hat auch keinerlei gesundheitliche Einschränkungen. Es besteht aber die Möglichkeit, dass sie die genetische Information an potentielle Welpen weitergibt. Hier müssen wir als Züchter sicherzustellen, dass auch ihre Nachkommen nicht erkranken können.
Um Transparenz zu schaffen, haben wir alle gesundheitlich relevanten Ergebnisse auf dieser Webseite und im Zuchtbuch der ABCD e.V. veröffentlichen lassen. Darüber hinaus wurden einige Testergebnisse auch in relevanten Facebookgruppen gepostet um diese möglichst vielen interessierten Leuten zur Verfügung zu stellen. Vielleicht lassen sich so in absehbarer Zeit auf diesem Wege Rückschlüsse auf weitere Träger in der Verwandtschaft ableiten.
Vererbbarkeit
Wer sich mit den typischen Krankheiten beim Border Collie beschäftigt hat, der wird festgestellt haben, dass z.b. CEA, SN und TNS sich rezessiv vererben. Durch die Gentest lassen sich Träger für diese Krankheit schnell erkennen. Auf dieser Grundlage können Verpaarungen gezielt geplant und so erkrankte Hunde vermieden werden.
Neben diesen Krankheiten, deren Vererbbarkeit bereits bekannt ist, gibt es weitere, die sich leider nicht so leicht umgehen lassen. Diese komplexen Erbgänge kommen z.B. bei HD, ED und natürlich auch Epilepsie vor. Hier gibt es keinen Gentest, der mir Informationen liefert, ob ein Hund z.B. schlechte Hüften vererbt.
Ich bin neben den Informationen meiner eigenen Hunde auch darauf angewiesen, dass möglichst viele Verwandte ausgewertet werden. So lassen sich nicht nur familiäre Häufungen feststellen, sondern auch fundierte Entscheidungen zu bestimmten Verpaarungen treffen.
Züchterische Entscheidungen
Als Züchter habe ich leider nur Zugriff auf meine eigenen Hunde. Deren gesundheitliche Auswertung kann ich beeinflussen. Darüber hinaus kann die Auswahl des Deckrüden von dessen Testergebnissen abhängig gemacht werden. Die Welpenkäufer können nicht zur Untersuchung ihrer Hunde gezwungen werden. Gerade vor dem Hintergrund, dass die Röntgenergebnisse immer in Verbindung mit einer Narkose steht, die natürlich gewisse Risiken mit sich bringt. Um möglichst umfangreiche Ergebnisse zu erhalten, ist man auf vielfältige Mithilfe angewiesen!
Wir hatten vor einigen Jahren einen Deckrüden im Auge, der nachweislich OCD hat. Nachdem Linn und Cailin als OCD frei ausgewertet wurden, wollten wir das Wagnis eingehen. Fast zeitgleich hat sich herausgestellt, dass von den Geschwistern ein Hund mit OCD ausgewertet wurde. Auf dieser Grundlage haben wir Abstand von den ursprünglichen Plänen genommen. Dies war nur möglich, weil die Besitzer der betroffenen Hunde die Ergebnisse, auch die vermeintlich schlechten, in unserem Zuchtbuch veröffentlicht haben.
Und genau so sollte es sein! Wir möchten doch alle nur eins, gesunde Hunde züchten!
Verantwortung als Züchter
Mein Verständnis als Züchter beinhaltet, dass wir eine gewisse Vorbildfunktion haben. Aus den wenigen Würfen die planen, werden wir, wie in der Vergangenheit auch, immer mindestens einen Welpen behalten. Es ist also in unserem eigenen Interesse gesundheitliche Aspekte genau zu überprüfen. Wurfplanungen sollten nur dann umgesetzt werden, wenn in allen zur Verfügung stehenden Quellen genutzt wurden, über potentielle Deckrüden und deren Linien recherchiert wurde. Leider ist auch eine sehr gründliche Recherche keine Garantie für gesunde Hunde. Ein gewisses Restrisiko bleibt bei der Zucht immer bestehen.
Am Ende geht es darum, wie ich als Züchter mit dem Worst-Case-Szenario umgehe. Betrifft es meinen eigenen Hund, kann ich die Gesundheitsergebnisse offen kommunizieren oder mich dafür entscheiden, sie für mich zu behalten. In jedem Fall sollten Besitzer von (Geschwister-)Hunden, die ebenfalls betroffen sein könnten, informiert werden. Betroffene Besitzer von Hunden aus der eigenen Zucht sollten wir stets mit einem offenem Ohr begegnen. Schuldzuweisungen sind vollkommen unangemessen! Es sollte immer in erster Linie um den (erkrankten) Hund gehen und in dessen Sinne eine gemeinsame Lösung gefunden werden.
Mir bekannte Gesundheitsergebnisse sollten immer dazu führen, die eigene Zuchtphilosophie zu hinterfragen. Je nach Krankheit muss so objektiv wie möglich überprüft werden, ob die Eltern des betroffenen Hundes weiterhin züchterisch eingesetzt werden sollten. Wer sich unsicher ist, sollte sich mehrere unabhängige Meinungen einholen und die Vor- und Nachteile genau prüfen.
Folgen einer Veröffentlichung
Für uns gibt es keine Gründe die es rechtfertigen, gesundheitlich relevanten Krankheiten nicht zu veröffentlichen. Bisher waren wir allerdings auch noch nicht in der Position, dies tun zu müssen! Wovor haben andere Züchter Angst? Vor negativen Kommentaren von Unbeteiligten? Die Border Collie Welt ist klein und geredet wird immer. Das wird sich auch niemals ändern. Und sollte es nicht in erster Linie um die Gesundheit der eigenen Hunde und in zweiter Linie um den gesunden Erhalt der Rasse gehen? Oder macht man sich Gedanken, weniger Deckanfragen zu bekommen? Oder Welpen schlechter zu verkaufen? Diese vermeintlich finanziellen Gründe sind sicher ein Grund, aus dem Züchter oft negativ dargestellt werden. Gerade bei der Zucht von arbeitenden Border Collies sollte sich alles es um deren Arbeitsleistung und Gesundheit drehen. Während Arbeitsleistung individuell interpretiert werden kann, sollte es bei der dem gesundheitlichen Aspekt keine Kompromisse geben!
Ich würde mich daher freuen, wenn zukünftig mehr Leute die Gesundheitsergebnisse ihrer Hunde veröffentlichen. Nicht nur die positiven. Auf der anderen Seite müssen wir uns alle hinterfragen, wie wir mit diesen Informationen umgehen. Statt Züchter zu verurteilen, die Fälle von Epilepsie etc. öffentlich machen, sollten wir sie unterstützen und sachlich mit diesen Daten umgehen. Züchter sind nicht per se schlecht und niemand den ich kenne, züchtet bewusst kranke Hunde. Dennoch muss mehr über Erbkrankheiten aufgeklärt werden. Auch Welpeninteressenten sollten sich im Vorfeld umfangreich mit der Rasse und den speziellen Krankheiten auseinander setzen. Wenn man miteinander in den Dialog geht, können mit Sicherheit viele Missverständnisse ausgeräumt werden. Nur wenn Züchter und Käufer eng zusammenarbeiten können alte Muster durchbrochen werden
In diesem Sinne, seid nett zueinander!